First Mission Guinea-Bissau - eine Klinik erwacht



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Guinea-Bissau liegt in Westafrika und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Mit seiner Gesamtfläche ist das Land um rund 10% kleiner als die Schweiz. Etwa zwei Drittel der 1,6 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze.

Am 20. November 2012 wurde von der Gründerin der Hilfsaktion Noma Deutschland Frau Ute Winkler-Stumpf ein neuer und wichtiger Meilenstein durch die Eröffnung der neuen Nomaklinik in der Hauptstadt Bissau und damit in Afrika gelegt.

Bem Vindo ao Centro Noma
lesen wir im Scheinwerferlicht unseres Autos, als wir um 3 Uhr morgens in der Klinik eintreffen. Verflogen ist all die Müdigkeit der langen Anreise. Schnell noch eine Besichtigung der Klinik und die Vernunft, dass die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme der Klinik viel Zeit in Anspruch nehmen wird, zwingt uns zu einem kurzen Schlaf.

„Gut, das haben wir bald“ so lautet unser Schlachtplan nach 3 Stunden Ruhezeit. „Auf in den Operationssaal“ Schachteln und Kisten werden geschleppt, Regale besorgt und montiert, Ablageflächen im Op geschaffen, Lagerräume und Apotheke eingeräumt und so vieles mehr. Bei all diesen Tätigkeiten werden wir von einem sehr hilfsbereiten lokalem Personal unterstützt. Je kleiner der Inhalt unseres im Vorfeld mit Spendengütern versandten Container wird, umso mehr sieht der Operationstrakt nach Arbeitsplatz aus. In der Zwischenzeit ist es Nachmittag geworden.

„Nur noch die Instrumente, Op-wäsche und den Test der Narkosemaschine und des Sterilisators, die Grundreinigung mit Desinfektion und dann fertig! Das schaffen wir locker bis morgen um 14Uhr.“

Dies waren Sätze der Überheblichkeit, die die afrikanischen Naturgötter nicht zulassen konnten.


Von nun an hieß es Arbeitsteilung
.Dr. Herbert Sponring, unser Anästhesist und gleichzeitig mein ambitionierter Mitstreiter und ich, mein Name ist Ulli Nothegger, Operationsschwester im Team, gehen ab diesem Zeitpunkt getrennte Wege.

Narkose und Operation sind ja im Aufgabenbereich bekanntlich getrennte Einheiten. Und so kamen auch getrennt voneinander Schraubenschlüssel und Co. zum Einsatz.

Da war mal die Story vom Narkosegerät, wo sich ein Hebel festgelegt hat und Herbert im Tauziehen mit seinen Nerven die „Kochhebeltechnik“ anwenden musste. Erst nach Eintreffen unseres neuen Anästhesisten Dr. Herwig Kloimstein - „Herr Big“ - konnte unter weiteren Aus- und Zerlegearbeiten die Maschine soweit hergestellt werden, dass wir sie benutzen konnten.

Das Aufbereiten der Instrumente war schnell erledigt. Ein großer Sterilisator - und nun führte uns unsere Arbeit wieder zusammen - bedurfte ebenfalls der Pflege von Werkzeug und den lokalen Technikern...... Kann nicht gehen, es fehlt der Wasseranschluss. - gut, dann sterilisieren wir eben mit dem kleinen Steri.

Irgendwo im Magazin finden wir noch original verpackt die OP und Stationswäsche. Kein Thema, die soll noch schnell gewaschen werden. Zum Glück wurde an eine große stabile Industriewaschmaschine gedacht. Leichteste Übung, so glaubten wir:

Klappe auf – Wäsche rein und, na ja......... Das mit der Klappe und der Wäsche ist ja gelungen, aber Afrikas Naturgewalt hat bestimmt, dass es kein Wasser geben soll, und logischerweise braucht somit das Ding auch keinen Anschluss an den Wasserhahn, der nach dem Öffnen sehnsüchtig mit fauchendem Geräusch nach Wasser lechzt.
Ein Tankwagen für den Wassercontainer muss her, Plastikbehälter wurden gekauft, und auf einem Markt erstehen wir eine „handgetriebene Maschine“ in Form einer guten alten, in diesem Fall, neuer Waschrumpel.

Ja das ist Afrika. Ein Land das wir gerade auch deswegen lieben. Irgendwie und mit viel Willen und Humor gelingt alles.

Ebenfalls gelang es uns, den Bedienerinnen das Reinigen zu lernen, die Bettenstation zu organisieren und unserem Team, das 2 Tage später eintraf, Wassertonnen auf die Zimmer zu stellen, damit sie sich, wie auch wir, die ganze Woche kübeln konnten. Wobei der Ausdruck „kübeln“ jene Waschtätigkeit beschreibt, inwelcher man einen kleineren Kübel als Brauseersatz verwendet.

Aus 14 Uhr ist 2 Uhr Nachts geworden, um diese Zeit ist das übrige Team mit Herrn Prof. Dr. Jürgen Holle, Dr. Herwig Kloimstein und Elisabeth Durnik auf dem Weg zu uns in die Klinik.
Bem Vindo ao Centro Noma steht da auch für sie geschrieben. Herzlich willkommen im Nomazentrum,--- die Freude ist groß, die erste Operation kann beginnen. Dabei handelte es sich um den ersten kleinen Nomapatienten, der vor einiger Zeit in die Nomaklinik gekommen war.
Das erste Nomakind, das den Weg in die Klinik fand, soll auch die erste Operation in dieser neuen Klinik erhalten.

Die Götter Afrikas waren damit einverstanden und begleiteten uns auf diesem Operationseinsatz mit Wohlwollen und schenkten uns, den Nomakindern und dem ganzem Personal eine Zeit voll Einsatzbereitschaft, Freude und Harmonie. … Und die weiteren Stolpersteine in dieser Zeit? Die waren dazu da, dass man nicht aus der Übung kommt und einem Wissen lehrt, dass man auch wirklich alles mit Einsatzbereitschaft und gutem Teamgeist lösen kann.

Danksagung
Wir möchten uns von ganzem Herzen für die vielen Sachspenden von verschiedenen medizinischen Firmen bedanken. Danke auch an die Firma Multi Freight, Herrn Harald Warum, der mir bei der Containeraufbereitung geduldig und mit viel persönlichem Einsatz zur Seite gestanden ist.
Dankeschön an die Firma Hofer -Medical Solution, DI Christian Maier, die durch ihre Spende ermöglicht hat, weitere Distraktoren zu implantieren. Ohne den Einsatz der Austrian Airlines, die unsere medizinischen Boxen als Charité Gepäck transportiert, wären die Einsatzkosten sehr hoch. Herzlichen Dank besonders an Frau Arnhold, die meine Bitte um kostenfreien Gepäckstransport immer schnell und professionell erledigt.

Danke allen Spendern, denn nur Sie haben es ermöglicht, dass wir helfen können.

Ulli Nothegger
Op.Sr. Nomateam Austria.
November/ Dezember 2012
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