Burkina Faso erster operativer Einsatz
25. November bis 9. Dezember 2023


Team:

Prof. Dr. Maria Maria Deutinger
Doz. Dr. Greta Nehrer
Dr. Katharina Egger
Dr. Radomir Cumlivski
Helene Metz
Salif Nikiem


Nach unserer Erkundungsreise im Jänner 2023 haben wir das Krankenhaus in Ziniare, das 2018 eröffnet wurde als geeignet angesehen für einen operativen Einsatz und wir begannen mit der Organisation. Das Team hatte sich schnell formiert. Frau Doz. Dr. Greta Nehrer, eine plastische Chirurgin, mit der ich schon zusammengearbeitet habe, hat spontan zugesagt, als ich ihr von dem Vorhaben in Burkina Faso erzählte. Frau Dr. Katharina Egger, derzeit in Ausbildung zur plastischen Chirurgie bei den Barmherzigen Schwestern in Linz hatte schon vor Jahren ihr Interesse für einen humanitären Einsatz gezeigt und konnte sich für eine Woche vom Spital Urlaub nehmen, um mitzufahren. Dr. Radomir Cumlivski, ein Anästhesist mit Arbeitserfahrung in Entwicklungsländern, wurde mir von einem Kollegen empfohlen, mit dem ich schon im Ausland gearbeitet habe. Auch Radomir hat nicht lange überlegt, er wollte dabei sein. Bei einer gemeinsamen Bergtour konnte ich Helene Metz, eine Op Schwester aus Bayern, für unser Vorhaben gewinnen. Und natürlich war Salif wieder dabei, denn ohne ihn wäre ein Einsatz nicht möglich. Er hat seit Jänner immer wieder mit dem Direktor des Krankenhauses kommuniziert und die gesamte Planung koordiniert. Da die Air France ihre Flüge nach Burkina Faso eingestellt hat, entschieden wir uns mit Turkish Airline zu fliegen. Bei der Ankunft mussten wir feststellen, dass ein Großteil der Koffer nicht angekommen war und es dauerte zwei Tage, bis wir alle bekamen. Nichtsdestotrotz fuhren wir gleich am nächsten Tag ins Spital und schauten die Patienten an, die schon auf uns warteten. Das Spital kündigte unser Kommen im Radio an und arbeitete eng mit einer lokalen Organisation zusammen, die Patienten in entfernten Dörfern sucht. Da unsere Arbeitsbewilligungen noch nicht vorlagen, weil wohl der Vorlauf für deren Beantragung durch das Spital unterschätzt wurde, verzögerte sich der Operationsbeginn. Die Zeit wurde genützt für Anästhesiefreigabe der Patienten und die Besichtigung jener Einrichtung, die die Patienten sammelt. Nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten stand dann einem Operationsbeginn nichts mehr im Wege. 




Vom lokalen Op Personal wurden wir freundlich und hilfsbereit empfangen. Verbrauchsmaterialien wie Tupfer, sterile Handschuhe und Nahtmaterial waren Mangelware. Damit hatten wir gerechnet und alles selber mitgenommen, was wir für unsere Operationen brauchten. Am aufwändigsten war es für Radomir abzuschätzten, was notwendig war mitzunehmen. Da wir vorher auch wenig über das Alter der Kinder erfahren haben, hat er die Medikamente für Säuglinge bis ins Kindesalter mitgenommen, ebenso seine privaten Geräte wie Bronchoskop und Videolaryngoskop. Er fand im Spital ein chinesisches Narkosegerät vor, das er auf die Narkose von Kindern adjustieren musste. Wir konnten schließlich 6 Kinder operieren mit Lippenspalten und ein Kind mit Noma, dem durch die Infektion die rechte Wange fehlte. Was bei uns Routine ist, kann unter Burkina Faso Bedingungen eine Herausforderung sein, Radomir war alles abverlangt, das kleinste Kind war 8 Monate alt. Ein Aufwachraum war im Spital zwar vorhanden, aber praktisch nicht funktionsfähig. Somit fungierte das Zimmer auf der Station auch als Aufwachraum und unsere Visiten waren dementsprechend engmaschig.

 

Die Freude über den gelungenen Verlauf aller Operationen war groß, noch größer war die Freude der Eltern, die uns auch ihre Dankbarkeit zeigten. Die Kinder waren mit den Eltern in zwei 4 Bettzimmern untergebracht und es entstand unter ihnen eine nette Gemeinschaft, da alle Kinder bis zu unserer Abreise im Spital verblieben. Helene schlüpfte nach dem Operationssaal in ihr Clown Kostüm und erheiterte die Kinder. 




Unbedingt wollten wir uns auch das Wundzentrum anschauen, in dem Dr. Barto tätig ist. Salif ist dort von ihm versorgt worden mit seinen offenen Wunden, bevor er von Prof. Holle in Burkina Faso operiert wurde. Dr. Barto zeigte uns 2 Patienten, die schon mehr als 10 Jahre nach einer Verbrennung zu ihm kommen. Die Wunden sind kleiner geworden, aber immer noch großflächig offen und können ohne Hauttransplantation nicht zur Abheilung gebracht werden. Das wäre bei einem nächsten Einsatz durchaus machbar. Salifs Krankenstation haben wir ebenfalls besucht. Hier könnte in Zukunft die Nachbetreuung der operierten Patienten übernommen werden, aber für die Fertigstellung des Baues wird noch Geld benötigt. 



Unsere Unterkunft empfanden wir als luxuriös, jeder hatte ein Zimmer mit Dusche und WC. „Chez Sana“ nannte sich die Herberge. Sana erwarb vor einigen Jahren ein Stück Land, baute eine Mauer drumherum und pflanzte Bäume und Sträucher. Die Bewässerung erfolgt aus dem eigenen Brunnen, der die Bepflanzung möglich macht. Zehn Jahre lang war Sana als Schmuckverkäufer während der Sommermonate in Spanien und konnte mit dem Geld die Apartments bauen, in denen wir untergebracht waren. Am Ende unserer Tätigkeit im Spital organisierte der Direktor für uns einen Empfang beim Naaba, dem Stammeskönig in Ziniare. Es war ein besonderes Erlebnis, er bedankte sich im Namen der operierten Kinder bei uns und bewunderte unsere Courage, Unser Kommen trotz aller schlechten Nachrichten über das Land gebe den Leuten von Burkina Faso Hoffnung. Auch bei Salif bedankte er sich, dass er in Europa sein Heimatland nicht vergessen habe. Am letzten Abend wurden wir vom österreichischen Konsul und seiner Frau in ein libanesisches Lokal zum Abendessen eingeladen. Somit ging unser erster Operationseinsatz zu Ende, ohne dass wir uns jemals unsicher gefühlt haben oder in eine missliche Lage gekommen sind. Alle Hoffnung der Burkinabe wird auf den jungen Präsidenten Ibrahim Traore gesetzt. Er ist seit einem Jahr im Amt und hat schon einiges verändert. Er möchte das Land in die tatsächliche Unabhängigkeit führen und wir möchten die Einsätze fortsetzen.

Bericht: Prof. Dr. Maria Deutinger 





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Ulli Nothegger 
     



   


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